Mieterstrom
Wo die Sonne zur Miete wohnt
Drei Generationen, zwei Jahre Vorbereitung, eine Photovoltaik-Anlage:
Für die Mitglieder des Vereins WiWoZu – kurz für „Wir wohnen zusammen“ – ist die Energiewende in den eigenen vier Wänden Wirklichkeit geworden.
Eine wegweisende Pionierleistung
Seit 2017 kommt der Solarstrom direkt vom Mietshausdach. Eine wegweisende Pionierleistung, die durch naturstrom möglich gemacht wurde. „In unserem Wohnprojekt wollten wir von Anfang an nicht nur gemeinschaftliches Wohnen umsetzen, sondern auch umwelt- und klimafreundlich leben“, erzählt Rolf Novy-Huy von WiWoZu. Bereits seit dem Erstbezug des Hauses 2011 nutzen die 14 Wohnparteien Solarthermie für die Wassererwärmung. Raumwärme liefert ihnen eine mit Ökostrom betriebenen Wärmepumpe. Die ist anno 2011 noch echte Avantgarde.
Anfang 2015 hörte sich Novy-Huy um, ob sich auch eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach lohnen würde. Der gelernte Bankkaufmann arbeitet seinerzeit als Vorstand einer Stiftung für nachhaltiges Bauen und Wohnen, die Sache liegt ihm am Herzen.
Und doch scheint der Traum zu platzen: Die Einspeisetarife für Sonnenstrom sind Mitte der 2010er sehr gering. Außerdem können Mieter Sonnenstrom vom Dach nicht einfach selbst verbrauchen wie Eigenheimbesitzer. Zum „Eigenverbrauch“ gehört eben auch das Eigentum. 14 Wohnparteien, die zusammen eine Solaranlage besitzen und in Eigenregie die Kilowattstunden untereinander abrechnen – viel zu kompliziert!
14 Wohnparteien nutzen ein Solaranlage?
Da kommt naturstrom ins Spiel.
Die Lösung: Jemand anderes muss die Solaranlage bauen, betreiben und den Strom im Haus weiterverteilen und professionell abrechnen. So kommt naturstrom ins Spiel. Gemeinsam bringen der WiWoZu e.V., die örtliche Wohnungsgenossenschaft hwg als Hauseigentümerin und der Öko-Energieversorger 2017 das Mieterstrom-Projekt auf den Weg.
64 Solarmodule gewinnen
16.000 kWh im Jahr
64 Solarmodule hat naturstrom, Eigentümerin der Anlage, auf dem Dach des Mehrfamilienhauses installiert und hierfür einen Pachtvertrag mit der hwg abgeschlossen. Zusammen kommen die Module auf eine Leistung von 17 Kilowattpeak und erzeugen rund 16.000 Kilowattstunden Sonnenstrom pro Jahr.
Rund 70 Prozent fließen direkt in die Steckdosen der Mieterinnen und Mieter. Solarstrom, der an sonnigen Mittagen nicht im Haus verbraucht werden kann, wird in das öffentliche Netz eingespeist.
Städte mit riesigem Potenzial
„Mieterstrommodelle bringen die Energiewende in die Städte“, sagt Dr. Sarah Debor, Leiterin des Geschäftsfelds Urbanes Wohnen bei naturstrom. „Gerade im bevölkerungsreichen NRW mit seinen Ballungszentren konnten die Mieterinnen und Mieter von der Energiewende bislang kaum profitieren. Die Möglichkeit, günstigen Solarstrom vom Dach zu beziehen, ändert das.“
Frisch gemixt, geliefert und abgerechnet
durch naturstrom
Alle 14 Haushalte haben sich für den Mischtarif aus hausgemachtem Sonnenstrom und Ökostrom aus dem Netz entschieden – frisch gemixt, geliefert und abgerechnet durch naturstrom. Das liegt auch daran, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich bewusst für das Mehr-Generationen-Haus entschieden haben – und damit für die sozialen ebenso wie für die ökologischen Aspekte. Die Idee für den Verein „WiWoZu“ entstand bereits im Jahr 2007 im Rahmen eines VHS-Kurses zum Thema „Gemeinsam statt einsam“. Der Verein fand in der Hattinger Wohnungsgenossenschaft hwg eG gleich einen aufgeschlossenen Partner für die Umsetzung seiner Idee.
Die Genossenschaft ist mit im Boot
„Gemeinschaftliche Wohnprojekte zählen zu den heutigen Wohntrends unserer Gesellschaft. Das Mehr-Generationen-Haus am Südring ist ein Leuchtturmprojekt, das für innovatives und zeitgemäßes Wohnen steht“, sagt Jörg Menge, der sich bei der hwg eG um Energiethemen kümmert. Für die Wohnungsgenossenschaft stehen seit jeher der soziale und ökologische Mehrwert im Vordergrund. 2009 begann der Bau des Mehrfamilienhauses. Die letzten Mieter konnten 2011 einziehen, das Konzept des Mehr-Generationen-Hauses aber entwickeln die WiWoZu-Mitglieder kontinuierlich weiter.
Ohne Umwege in die Steckdose
Der Sonnenstrom vom Dach ist für die Bewohnerinnen und Bewohner eine saubere Sache – und langfristig auch eine günstige: Denn Strom, der direkt vor Ort verbraucht wird, wird nicht durch das öffentliche Netz geleitet. Entgelte für die Netznutzung, Konzessionen und Stromsteuer entfallen deshalb. Der Mix im Hattinger Mieterstrom-Tarif besteht dabei zu 25 Prozent aus hausgemachtem Strom und zu 75 Prozent aus Ökostrom aus dem Netz.
Die Demokratisierung der Energiewende
Auch 2023 sind es noch mehrheitlich die Eigenheimbesitzer, die vom hausgemachten Strom profitieren. Doch Mieterstrom-Projekte wie in Hattingen ändern das Stück für Stück und demokratisieren so die Energiewende: „Von Mieterstrom-Projekten haben alle etwas: Mieter, Wohnungswirtschaft und der Klimaschutz“, unterstreicht Sarah Debor. „Man kann vor Ort nachhaltig Strom erzeugen, direkt in die Wohnungen liefern und insofern die Energiewende für Millionen Menschen greifbar machen.“
Das Mehr-Generationen-Haus in Hattingen ist eines der ersten Mieterstromprojekte, die naturstrom Mitte der 2010er umgesetzt hat. Mittlerweile sind es über 70 – von Hamburg bis München, von Mettmann bis Berlin. Und sie haben eins gemein: Sie bringen die Energiewende zu den Menschen.