Viele kennen das: Nach 18, 19 oder auch 20 Jahren unter den Fittichen der Eltern will man das sichere Nest verlassen und die Flügel spreizen – eigenes Geld verdienen, die erste eigene Wohnung beziehen, den Vorgaben der Eltern entfliehen.

Das gilt nicht nur bei jungen Erwachsenen, sondern ganz ähnlich auch bei den Erneuerbaren Energien: Wurde der Zubau seit 2000 primär vom Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mütterlich begleitet, zeigten sich Ende der 2010er-Jahre die ersten Emanzipationstendenzen. Gerade die ambitionierte Photovoltaik war bereit, eigene Wege abseits des EEG zu gehen. Immerhin konnte sie mittlerweile für sich in Anspruch nehmen, dass niemand günstiger Strom erzeugen könne als sie.

Da verwundert es nicht, dass um 2020 die ersten Freiflächensolaranlagen ohne EEG-Förderung ans Netz gingen. Und natürlich war Ökostrom-Pionier naturstrom wieder vorne mit dabei.

„Den Anfang machte unser Solarpark Rottenbach in Nordbayern“, erklärt Oliver Hummel, Vorstandsvorsitzender der naturstrom AG. Von den 13 Megawatt peak (MWp) der Anlage vermarktet naturstrom 3,2 MWp außerhalb der EEG-Förderung.

Die Vorteile einer solchen anteiligen Lösung vom EEG? Der förderfrei erzeugte Ökostrom kann direkt als Ökostrom an Kund:innen geliefert werden. Teile der Freiflächenanlage weiter über das EEG zu vergüten, gibt den Projekten finanzielle Sicherheit – ein wenig wie die monatlichen Überweisungen der Erziehungsberechtigten oder des BaföG-Amts an fleißige Studierende.

„Mit dem Bau erster Solarparks, die nicht mehr auf die EEG-Einspeisevergütung angewiesen sind, wurde ab 2020 eine neue Phase der Energiewende eingeläutet“, kommentiert Hummel. „Die freie Vermarktung von ungefördertem Ökostrom bietet große Potentiale.“

Bei der bislang größten Freiflächenanlage des Öko-Energieversorgers in Nochten sind es sogar 6 MWp, ein Drittel des Parks.

Diese Chancen nutzt naturstrom auch durch die Zusammenarbeit mit Vorversorgern wie Statkraft. 2020 schloss naturstrom Power Purchase Agreements – kurz PPAs – mit der Deutschlandtochter des norwegischen Energieunternehmens. „Bis Ende 2031 haben wir für zwei Solarparks langfristige Lieferverträge geschlossen. Dadurch beziehen wir jedes Jahr über 75 Millionen Kilowattstunden sauberen Solarstrom aus den beiden EEG-unabhängigen Freiflächenanlagen, die wir zur direkten Belieferung unserer Kund:innen einsetzen“, so Hummel.

„Unsere Kooperation zeigt, dass es in Deutschland mittlerweile gut möglich ist, Strom aus subventionsfreien Solarparks im großen Stil für die Kundenbelieferung einzusetzen“, führt Patrick Koch, Head of Origination der Statkraft Markets GmbH, aus. „So bringen wir die Energiewende gemeinsam mit naturstrom noch schneller voran und können mit größeren Freiflächenanlagen immer günstigeren Ökostrom erzeugen.“

Aber wenn die ungeförderten Solarparks so gut laufen, macht das die EEG-Förderung nicht überflüssig? Darauf ein klares Noch nicht! Der Ausbau der Erneuerbaren ist trotz aller Erfolge der letzten Jahre noch nicht abgeschlossen und sollte keinesfalls durch wegfallende finanzielle Sicherheiten gefährdet werden.

Im Bild der EEG-Familie gesprochen: Die beste Entwicklung erleben junge Erneuerbare, wenn sie sich frei entfalten und ausprobieren, dabei aber auf ein vertrauensvolles Sicherheitsnetz bauen können.