Mobilität

Die Packesel–Pioniere

Ausleihen, aufsteigen, losradeln – und das auch mit größerem Gepäck. Möglich gemacht hat‘s Donk-EE. Das E-Lastenradsharing in Köln war bei seiner Einführung europaweit das größte seiner Art. Als Vorreiterprojekt der urbanen Mobilitätswende entlastete Donk-EE von 2017 bis 2022 den Kölner Innenstadtverkehr, brachte Viele erstmals mit einem Lastenrad in Berührung und war so ein Wegbereiter des heutigen Lastenrad- und Sharing-Booms.

Aber was machte das Kölner Sharing so besonders?
Welche Erfahrungen konnten im fünfjährigen Projektzeitraum gemacht werden?
Und warum war das Projektende 2022 viel mehr ein neuer Anfang?

Echte Auto-native

In Köln wurden in den vergangenen Jahren – im Dialog mit der Bevölkerung – viele innovative Verkehrskonzepte entwickelt, getestet und umgesetzt. „Ein E-Lastenrad-Sharing passte prima in diese Bewegung“, erinnert sich Ernst Raupach, Geschäftsführer von Green Moves, der Mobilitätstochter von naturstrom. „Mit Donk-EE haben wir den Menschen ein Angebot gemacht, eine nachhaltige urbane Verkehrswende im Kleinen sofort für sich selbst umzusetzen.“

„Ein Lastenrad verbraucht 30-mal weniger natürliche Ressourcen – sowohl in der Herstellung als auch im Betrieb. Kein anderes Verkehrsmittel hat wohl eine so hervorragende Umweltwirkung.“

Rund 50 elektrische Lastenräder des deutschen Premiumherstellers Riese & Müller machten den Anfang: Verteilt über einige Dutzend Standorte in Ehrenfeld, Nippes und weiteren Kölner Veedeln konnten Interessierte sie für schmales Geld ausleihen und nach kurzer Anmeldung direkt los düsen. Und zwar wortwörtlich: Denn die elektrische Unterstützung ermöglicht Geschwindigkeiten bis 25 km/h selbst, wenn die 100 Kilo Transportgewicht voll ausgenutzt werden – wenig, was damit im Stadtverkehr nicht zu schaffen ist. Seit Beginn an setzt Green Moves auch im öffentlichen Sharing auf hochwertige Marken-Räder, um den Nutzenden ein begeisterndes Fahrerlebnis zu geben – gerade, wenn sie zum ersten Mal ein solches Fahrzeug nutzen.

Ob es nun darum ging, die Kinder zur Kita zu bringen, den wöchentlichen Großeinkauf zu erledigen oder in Corona-Zeiten Blumen, Bücher oder Getränke auszuliefern – Donk-EE machte es möglich

„Unserer Nutzerbefragung nach wäre jede dritte Donk-EE-Fahrt ohne unser Angebot eine Autofahrt gewesen“, erläutert Raupach. „Dabei verbraucht ein Lastenrad 30-mal weniger natürliche Ressourcen – sowohl in der Herstellung als auch im Betrieb. Entsprechend viel CO2, Feinstaub und andere Emissionen haben wir der Kölner Stadtluft erspart. Kein anderes Verkehrsmittel hat wohl eine so hervorragende Umweltwirkung.“

Über 5.000 Kund:innen registrierten sich über die Jahre; Deren Feedback war Gold wert für die stete Weiterentwicklung des Projekts und stieß so manche Verbesserung an: So löste eine minutengenaue Abrechnung der Fahrtzeit 2019 das anfängliche Stundenintervall ab. Die Lastenradler:innen frohlockten: Donk-EE wurde noch günstiger, flexibler und praktischer.

Die Zahlen sprechen für sich:
mehr als 25.000 Ausleihen, über 200.000 gefahrene Radkilometer und ungezählte Stunden weniger im städtischen Stau für die Nutzer:innen.

Inzwischen kann Green Moves schlüsselfertige Lastenrad-Sharing-Systeme binnen weniger Wochen in jeder beliebigen Stadt aufsetzen. Die Stationen sind dabei flexibel und können jederzeit im Stadtgebiet verlegt werden. Denn auch das hat Donk-EE-gezeigt: Die Nutzung der Stationen ist sehr unterschiedlich und kann sich auch in der Zeit stark ändern. Daher ist es sehr hilfreich, wenn die Stationen der Nachfrage nachgeführt werden können.

Sharing is Caring

Von Anfang an stand die Zusammenarbeit mit lokalen Stationspartner:innen im Fokus – kleinen Unternehmen, bei denen die Räder stationiert waren. Diese hatten ein Auge auf die bei ihnen parkenden Räder und luden sie regelmäßig – mit naturstrom selbstverständlich. Im Gegenzug erhielten die Einzelhändler:innen oder Cafés ein monatliches Freikontingent und konnten so selbst ihre Besorgungen klimafreundlich erledigen. Auch sonst eine echte Win-Win-Situation: Die Geschäfte gewannen mit den Lastenradler:innen neue Kund:innen, die Räder waren umsorgt und die Innenstadt um ein praktisches Mobilitätsangebot reicher.

Größere Reparaturen übernahm das Team der Green-Moves-Werkstatt. Ein einwandfreier Einsatz konnte so jederzeit garantiert werden, sodass den Klimaschutzbemühungen der Fahrerenden nichts im Wege stand.

Pionier-Esel wird Trendsetter

„Mit Donk-EE haben wir gezeigt, dass eine nachhaltige urbane Verkehrswende jederzeit und überall möglich ist – sowohl für private als auch für gewerbliche Fahrten“, hält Raupach fest. „Ein solches E-Lastenrad-Sharing, in dieser Größenordnung war damals europaweit einmalig.“ Honoriert wurde die Pionierarbeit zwei Jahre nach Projektstart mit dem Bundespreises Ecodesign in der Kategorie Service, einer der höchsten staatlichen Auszeichnungen für ökologisches Design in Deutschland.

Allein auf weiter Flur, wie noch in den Anfangsjahren, war Donk-EE gegen Ende des Projektzeitraums zum Glück nicht mehr – auch im Mobilitätssektor hatte sich etwas getan: 2023 sind Pedelecs, E-Lastenräder und Fahrradverleihe längst nicht mehr die Exoten, die sie noch wenige Jahre früher waren. Und auch immer mehr Kommunen setzen auf die Förderung nachhaltiger Mobilitätskonzepte und wissen durch Projekte wie Donk-EE die Vorteile von E-Lastenrädern zu schätzen.

Von diesem Gesinnungswandel profitiert auch Green Moves: So betreibt die naturstrom Mobilitätstochter seit Mai 2022 mit dem wupsiLastenRad Leverkusens E-Lastenrad-Sharing. Und auch Köln hat sich die Zusammenarbeit mit der Stadt intensiviert: In Kooperation mit den Kölner Verkehrsbetrieben KVB bietet Green Moves in drei Stadtteilen seit Dezember 2022 E-Lastenräder zu günstigen Konditionen. Im Sommer 2023 kam ein E-Lastenrad-Sharing-Angebot unter eigener Flagge hinzu, mit dem sich Green Moves auf andere Kölner Veedel konzentriert und somit eine perfekte Ergänzung zum KVB-Rad schafft.

„Donk-EE war ein echter Türöffner fürs Lastenrad-Sharing in Deutschland“, führt Raupach aus. „Unsere Lastenesel in Köln haben eine nachhaltige Alternative zu konventionellen Verkehrskonzepten aufgezeigt, die umwelt- und klimaverträglich ist, Spaß macht und Städten ein Stück mehr Lebensqualität gibt.“